Die doppelte Freiheit: Mit dem Wohnmobil durch Alaska

Anchorage (dpa/tmn) – Alaska klappert. Zumindest wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist, sind raue Straßen und eine rollende Kiste voller Hausrat eine schlechte Kombination. Vielleicht aber auch die beste, um den gewaltigen, abgelegenen Staat der USA kennenzulernen.

Alaska ist fast fünfmal so groß wie Deutschland, hat aber nicht einmal halb so viele Einwohner wie Mecklenburg-Vorpommern. Nahezu jeder zweite Alaskan lebt in oder um
Anchorage – der Rest des Landes ist fast leer. Entsprechend dünn ist das Hotelnetz. Was liegt also näher, als das eigene Hotelzimmer immer dabeizuhaben?

Alaska meint es gut mit Campern. Überall an den großen Straßen gibt es Campingplätze, die mit Strom und Wasserversorgung locken. Wer lieber wild campt, kann das in den meisten Teilen des Landes auch tun. Solange man die Natur in Ruhe lässt, ist in Alaska fast alles erlaubt – wenn man nicht gerade in einem Nationalpark steht.

«Alaska ist einfach einzigartig», sagt Grizz. Er selbst kommt aus dem warmen Georgia. «Onkel Sam hat mich hierher gesteckt», sagt der frühere Soldat. «Und ich bin geblieben. Die Gegend ist fantastisch, das Beste sind aber die Leute. Sie sind das Herz von Alaska.» Es sei ein rauer Menschenschlag, sagt Grizz. Er hat schon an vielen Orten gewohnt, auch in Deutschland. «Mannheim war schön, und ich vermisse es. Aber gegen Alaska eintauschen? Nie im Leben!»

Grizz gibt Auswärtigen gerne Tipps, was man sich angucken sollte – und wo man am besten campen kann. «Vergiss die Campingplätze! Nehmt das Ufer eines Sees!» Knapp 3200 Seen gibt es in Alaska, die einen Namen haben – und mehr als drei Millionen, die in den offiziellen Karten einfach nur nummeriert sind. Dabei ist das Campen im Sommer nicht so einfach – zu viel Sonne. Alaska liegt so weit im Norden, dass es selbst um Mitternacht noch taghell ist.

Rund um den Mount McKinley, der jetzt wieder
Denali heißt, ist das Wildcampen nicht einfach. Nordamerikas höchster Berg ist das wichtigste Touristenziel Alaskas – überlaufen ist es hier trotzdem nicht einmal im kurzen Sommer. In vielen Karten steht noch der lange offizielle Name, hier in Alaska nennt man ihn wie die Ureinwohner: Denali, der Mächtige. Die meiste Zeit versteckt er sich hinter dichten Wolken. «Der Berg ist so groß, dass er sein eigenes Wetter macht», sagt Gregory Sanoski von K2, einer Pilotenvereinigung, deren rote Maschinen ständig Besucher zum Denali fliegen. Obwohl der Spaß 300 bis 400 US-Dollar (rund 264-352 Euro) kostet, ist seine «Otter» fast immer voll.

«Ich mache es fast jeden Tag, aber ich kann mich immer noch nicht sattsehen», sagt Sanoski über den Denali. «Er ist aber launisch. Jeder Dritte bekommt ihn nicht zu sehen. Die Wolken verfangen sich an ihm und hüllen ihn fast ständig majestätisch ein. Links ist Sonne, rechts ist Sonne, aber der Berg ist verhüllt.»

Wer mit Sanoski fliegt, bekommt sogar eine Zwischenlandung – auf einem Gletscher. «Das gibt es auf der ganzen Welt nur zweimal. In Neuseeland und hier», sagt er triumphierend und legt seine Maschine in eine Linkskurve. Mit gerade einmal 80 Kilometern in der Stunde gleitet sie ins Tal und holpert schließlich über den Gletscher. Schließlich steht man inmitten eines dauerverschneiten Tals, an den Seiten die mehrere Tausend Meter hohen Berge, unter den Füßen Jahrhunderte alter Schnee, über dem Kopf der Denali. Doch der Berg gewährt keine Audienz. Er ist, natürlich, verhüllt.

Gut 200 Kilometer nördlich – mit dem schweren Wohnmobil sind das schon vier, fünf Stunden – liegt
Fairbanks. Alaskas zweitgrößte Stadt ist Heimat des Museum of the North. Es ist quasi das Heimatmuseum Alaskas. Robbenfelle und Schlitten der Ureinwohner erzählen von jahrhundertealter Geschichte. Hinzu kommen Alltagsgegenstände, die das Leben hier oben im hohen Norden beschreiben.

Gleich bei Fairbanks liegt der Nordpol. Zumindest heißt das Städtchen North Pole. Hier wohnt angeblich der Weihnachtsmann. Das bekannteste Weihnachtspostamt Amerikas beantwortet jedes Jahr 450 000 Briefe von Kindern. Der Ort feiert das ganze Jahr über Weihnachten.

Nenana liegt genau zwischen Denali und Fairbanks. Am Zusammenfluss von Tanana und Nenana leben nicht einmal 400 Menschen, aber das Städtchen bietet ein Eisenbahnmuseum und viel indianische Kultur. Mit seinen Holzhäusern hat es einen verschlafenen Charme.

Der Winter ist lang in Alaska. Das macht Camping zuweilen nicht einfach. Die Wohnmobile sind kaum isoliert, nachts kann es sogar im Juli kühl werden. Die meisten Campingplätze bieten Stromleitungen an. Für 20 bis 40 Dollar pro Wagen ist die Abwasserversorgung und manchmal auch die heiße Dusche mit drin. Viel billiger geht es zum Beispiel auf staatlichen Plätzen – da ist außer der Außentoilette dann allerdings in der Regel auch nichts dabei, vom atemberaubenden Blick natürlich abgesehen. Aber den gibt es in Alaska ja sowieso überall, völlig gratis.

Alaska
Reisezeit: Die Saison ist kurz, nur von Mai bis Anfang September kommen wirklich Touristen nach Alaska. Der Winter bietet natürlich auch eine einzigartige Erfahrung. Aber dann sind viele Attraktionen geschlossen. Und wegen der Polarnähe ist praktisch durchgehend Nacht.

Anreise: Von Deutschland aus kann man Alaska einfacher erreichen als von vielen Punkten der USA. Direktflüge von Frankfurt über den Nordpol nach Anchorage dauern nur neuneinhalb Stunden.

Unterkünfte: Mietwagen sind günstig in den USA, für Wohnmobile muss man aber tiefer in die Tasche greifen. Für weniger als 150 Dollar (rund 132 Euro) pro Tag ist kaum etwas zu bekommen. Campingplätze gibt es manchmal für 5 Dollar, in der Regel aber für 20 oder 30 Dollar. Wildcampen ist fast überall erlaubt, doch in Naturschutzgebieten streng verboten.

Sprache: Natürlich wird in Alaska, dem 49. Staat der USA, Englisch gesprochen. Aber in den Touristenzentren gibt es viele Informationen auch auf Deutsch. Das gilt für die Nationalparks und auch für viele Verleiher von Wohnmobilen.

Informationen: Visit Anchorage, 524 W. Fourth Avenue, Anchorage, AK 99501, Tel.: 001/907/2572363.










Fotocredits: Chris Melzer,Jocelyn Pride,Jocelyn Pride,Chris Melzer,Brian Adams,Chris Melzer,Brian Adams,Chris McLennan,Chris Melzer,dpa-infografik

(dpa)

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