Die elf größten Anfängerfehler im Karneval

Köln – Im rheinischen Karneval kann man viel falsch machen, und dann wird’s unter Umständen schnell ungemütlich. Eine Liste mit elf schlimmen Fehlern:

IN KÖLN HELAU RUFEN: Okay, darüber muss man nicht mehr reden. Wer das tut, gefährdet sich und seine Angehörigen. Es heißt natürlich «Kölle Alaaf».

IN DÜSSELDORF ALAAF RUFEN: Oder Kölsch bestellen. Oder nach dem Dreigestirn fragen. Oder den Hoppeditz als Nubbel bezeichnen.

IM RHEINLAND FASCHING STATT KARNEVAL SAGEN: Im letzten «Tatort» stöhnte Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) über das allgemeine «Faschingsfieber». Daraufhin ermahnte ihn Gerichtsmediziner Joseph Roth (Joe Bausch) mit den Worten: «Sag noch einmal «Fasching» zu jemandem, der dich nicht so lieb hat wie ich, und du bist in Köln ein toter Mann!»

FALSCHES KOSTÜM WÄHLEN: «Die kleine Hexe» von Otfried Preußler konnte 1957 noch mit einem «Negerlein» Karneval feiern – in der heutigen Fassung des Kinderbuchs ist das geändert. Ein entsprechendes Kostüm wäre auch nicht mehr empfehlenswert. Ebenfalls problematisch sind alle Outfits mit Terror-Bezug. Wer zu martialischen Verkleidungen neigt und auf Bewaffnung nicht verzichten will, sollte besser nicht zu viel Perfektionismus an den Tag legen.

ZU WENIG MÜHE MIT DEM KOSTÜM GEBEN: Ein Fehler, den vor allem Leute machen, die gerade in eine Karnevalshochburg gezogen sind und dann zum Beispiel in einer Fußgruppe in einem der Karnevalszüge mitlaufen. Sie unterschätzen völlig den Aufwand, den sie zur Herstellung des dafür nötigen Kostüms betreiben sollten. Merke: Die Vorbereitungen dafür beginnen im Spätsommer! Wer zum Zug mit etwas Zusammengefriemeltem erscheint («Hauptsache ist doch, wir haben Spaß») wird die Erfahrung machen, dass es auch mitten im Karneval plötzlich sehr still werden kann.

DEM ALKOHOL ENTSAGEN: Ein sehr wahrer Ausspruch von Manuel Andrack lautet: «Der Satz «Ich kann auch ohne Alkohol Karneval feiern» gehört definitiv ins Reich der Legenden.»

IMMER WEITER KÖLSCH TRINKEN: Wenn man in Kölner Braustuben sein Kölsch leer getrunken hat, stellt einem der «Köbes» – der Kellner – sofort wieder ein neues hin. Man sagt hier nicht, dass man noch eins will, sondern man sagt, dass man keins mehr will. Wegen des niedrigen Alkoholgehalts muss man übrigens sehr viele Gläser dieses «harntreibenden Lokalgebräus» (Heinrich Böll) konsumieren, ehe sich der erhoffte berauschende Effekt einstellt.

«KAMELLE» RUFEN WENN DER ZUG STEHT: Typischer Anfängerfehler: Die Karnevalswagen halten an, weil der Zug irgendwo stockt, und die Zugereisten schreien wie verrückt weiter «Kamelle!» Merke: Bei stehenden Wagen wird nie geworfen, sondern nur während der Fahrt.

KLEINE KINDER DEN GRAPSCHERN AUSLIEFERN: Beim Kampf um die Kamelle schrecken fanatische Erwachsene nicht davor zurück, kleine Kinder wegzuschubsen, zu beklauen oder ihnen auf die Finger zu treten. Kinder, die noch nicht zurückschlagen können, brauchen deshalb Unterstützung. Natürlich gibt’s auch das andere Extrem: Helikopter-Eltern, die ihre Kleinen hinter die fünf Meter vom Zug entfernten Absperrgitter verbannen.

BÜTZJES ALS ANNÄHERUNGSVERSUCH MISSVERSTEHEN: Neulinge glauben häufig, man wolle sie anmachen, wenn man ihnen den Arm zum Schunkeln umlegt oder ihnen ein Bützje – einen Wangenkuss – gibt. Leider falsch. Das ist keine Anmache, das ist rheinische Folklore.

LIEDER NICHT KENNEN: Karneval feiern kann man nur, wenn man die Lieder kennt. Das Minimum dessen, was man in Köln auswendig können muss, ist: «Viva Colonia», «Drink doch ene met», «Superjeilezick» und «Wenn et Trömmelche jeit». Bei der Aussprache am Besten den Merksatz von Wolfgang Niedecken bei BAP-Konzerten beherzigen: «Im Kölschen jib et kein j». Frei übersetzt: Einfach g wie j aussprechen, dann hört es sich schon Kölsch an.

Karneval und Fastnacht

Der Begriff Karneval setzt sich zusammen aus den beiden lateinischen Wörtern «carnis» (Fleisch) und «levare» (wegnehmen). Übersetzt heißt es also Fleischwegnahme. Unmittelbar nach Karneval beginnt die Fastenzeit bis Ostern, in der Christen früher kein Fleisch essen und – bis auf einige speziell ausgewiesene Tage – auch keinen Sex haben sollten. Darauf verweist auch das Wort Fastnacht: Am Abend vor Beginn des Fastens wollte man noch einmal die Sau rauslassen.

Bis 1823 kannte man das Wort Karneval in Deutschland nicht, man sprach auch in Köln und in Düsseldorf von «Fastnacht». Reiche Kölner, die das närrische Treiben reformieren wollten, führten dann das aus Italien stammende Wort ein, weil ihnen der venezianische Karneval kultivierter erschien.

Fotocredits: Oliver Berg
(dpa)

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