Wie Frauen gut durch die Wechseljahre kommen

Hannover(dpa/tmn) – Es ist ein Prozess, der schleichend verläuft – das Ende der natürlichen Fruchtbarkeit einer Frau erfolgt nicht auf einen Schlag. Vielmehr reduzieren die Eierstöcke die Produktion von weiblichen Geschlechtshormonen erst nach und nach gegen Null.

Diese Phase nennt sich Wechseljahre oder auch Klimakterium. Dass sie angefangen haben, merkt eine Frau daran, dass ihre Menstruation unregelmäßiger kommt. Irgendwann bleibt sie ganz aus. Viele – aber längst nicht alle – klagen über Beschwerden.

In welchem Alter die Wechseljahre eintreten, ist verschieden. «Bei manchen Frauen beginnen sie schon um die 40 Jahre, bei anderen erst mit 56», sagt der Hannoveraner Gynäkologe Christian Albring und Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte.

Ein Drittel der Frauen hat laut Albring einen echten Leidensdruck: Sie klagen vor allem über Hitzewallungen. Ursache sind die hormonellen Regelkreise, die sich während der Wechseljahre verändern. «Bei Hitzewallungen empfängt das Wärmezentrum im Gehirn den falschen Impuls, dass die Körpertemperatur zu hoch sei», erläutert Albring. Die Blutgefäße werden weit gestellt und die Schweißproduktion wird angetrieben. Beides soll die Körpertemperatur senken.

Bettina Sauer von der Stiftung Warentest in Berlin rät in diesem Zusammenhang zu einer gesunden Ernährungsweise. «Ab den Wechseljahren braucht der Körper weniger Energie – Frauen nehmen leichter zu», sagt sie. Mit bewusster Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Seefisch und Vollkorn lässt sich gegensteuern. «Sport in den Wechseljahren tut ebenfalls gut», betont Sauer. Die Bewegung wirkt sich günstig auf Kreislauf, Psyche und Körpergefühl aus. Um Hitzewallungen zu vermeiden, sollten möglichst Aufregung und chronischer Stress vermieden werden. Gezielte Entspannungsübungen wie Yoga, autogenes Training und Meditationstechniken können dazu beitragen, die innere Gelassenheit zu erhöhen.

Bei schweren Hitzewallungen und Nachtschweiß sollten Frauen eine
Hormonersatztherapie in Erwägung ziehen, rät Albring. Diese hilft nach seinen Angaben auch gegen die neu aufgetretenen psychischen Veränderungen wie Depressivität und Schlafstörungen. Gegen eine Hormonersatztherapie wird allerdings häufig ins Feld geführt, dass etwa im Zuge der Behandlung das Brustkrebsrisiko leicht erhöht ist. Auch soll es vermehrt zu Schlaganfällen und Herzinfarkten kommen.

Detaillierte Auswertungen der Women’s Health Initiative-Studie haben inzwischen international zu einer Neubewertung der Hormonersatztherapie geführt, der sich gynäkologische Fachgesellschaften in Deutschland anschließen. Danach betrifft das hohe Infarkt- und Schlaganfallrisiko vor allem Frauen, die schon vor der Therapie mit hohem Blutdruck oder Herzproblemen zu kämpfen hatten. Ein leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko gibt es der Studie zufolge in der Tat. «Jede Frau sollte die Entscheidung für sich selbst treffen, sie kann jederzeit die Botenstoffe wieder absetzen», betont Albring.

Die Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin Hildegard Belardi empfiehlt Frauen, die Wechseljahre trotz möglicher Beschwerden nicht ausschließlich negativ zu sehen, sondern sie als einen «spannenden Prozess auf dem Weg zu sich» zu begreifen. Bei Problemen kann es auch ihrer Sicht hilfreich sein, sich mit Frauen in der gleichen Lebenssituation auszutauschen. «So kann man sich gegenseitig Tipps geben und hat außerdem das gute Gefühl, dass man nicht allein mit seinen Beschwerden ist.»

Fotocredits: Jo Kirchherr

(dpa)

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