Köln – Manche Kinder wehren sich mit Händen und Füßen gegen die Einnahme von Tabletten. Lassen sie sich gar nicht überzeugen, ein wichtiges Medikament zu schlucken, können die Eltern manchmal auf einen Saft ausweichen, sagt Prof. Hans-Jürgen Nentwich.
Prof. Nentwich arbeitet als Kinderarzt und ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von
www.kinderaerzte-im-netz.de. Eltern sollten Probleme bei der Tabletteneinnahme offen bei ihrem Kinderarzt ansprechen, rät Nentwich. Dann kann der Mediziner überlegen, ob es Alternativen gibt.
Bei Kleinkindern greifen Kinderärzte eher zu Säften, weil diese schneller wirken und sich genauer dosieren lassen als Tabletten. Allerdings hängt die Frage «Saft oder Tablette» nicht nur von Alter und Reife des Kindes ab. Der behandelnde Arzt überprüft Nentwich zufolge auch, in welcher Darreichungsform das Medikament zum Beispiel weniger Alkohol oder Zucker enthält.
Manche Wirkstoffe gibt es jedoch nur in Tablettenform auf dem Markt. Wenn sich ein Kind dann weigert, die Tablette zu nehmen, können Eltern sie notfalls in lauwarmem Wasser auflösen. «Keinesfalls darf man Medikamente in Säfte rühren oder auf einem Löffel Joghurt servieren», warnt Nentwich. Jede Tablette hat einen bestimmten pH-Wert, der dadurch verändert wird. Kapseln dürfen niemals geöffnet werden.
Grundsätzlich rät der Kinderarzt, psychologische Tricks anzuwenden, um ein Kind von der Einnahme der Medizin – sei es eine Tablette oder Saft – zu überzeugen. «Kindern im Vorschulalter sollten die Eltern ruhig erklären, was geschieht, wenn sie das Medikament nicht nehmen – oder, dass es ihnen besser geht, wenn sie es tun», sagt er. Bei kleineren Kindern können Eltern zum Beispiel so tun, als nähme die Puppe oder der Teddybär ebenfalls die Tablette. «Das nimmt dem Kind manchmal die Angst nach dem Motto: Wenn der Teddy das schafft, schaffe ich es auch.»
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(dpa/tmn)