Entspannungs-Boom: Welt feiert Internationalen Yogatag

München (dpa) – Mit Yoga durch die Wechseljahre, Anti-Stress-Yoga, After-Work-Yoga, Yoga mit Kindern: Fans der philosophischen Lehre aus Indien kommen in vielen Buchläden inzwischen voll auf ihre Kosten. Auch zum «Internationalen Yoga-Tag» am 21. Juni dürfte so mancher Titel im Einkaufskorb landen.

An der Auswahl wird es jedenfalls nicht scheitern – die Bücher mit den verheißungsvollen Titeln füllen ganze Regale. «Das Angebot an Yoga-Büchern, die in Deutschland verkauft werden, hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre verdoppelt», sagt Hans Schmucker vom Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment. Schmucker findet in seiner Datenbank aktuell 1200 Bücher, die sich mit Yoga beschäftigen. Vor zehn Jahren waren es noch 600 Treffer.

Auch die AOK Bayern spricht davon, dass Yoga mittlerweile viel mehr als ein kurzzeitiger Trend sei. Selbst junge Menschen ließen sich derzeit für die Lehre, die Körper und Geist vereinen will, begeistern, erläutert eine Sprecherin. Möglicherweise liege das daran, dass Yoga-Übungen, die sogenannten Asanas, Bewegungs- und Entspannungstechniken vermischen. Während 2012 noch rund 13 000 AOK-Versicherte an Yoga-Kursen der Gesundheitskasse teilnahmen, waren es drei Jahre später weit über 20 000. Die Kasse fördert Yoga bewusst: Zwei hausinterne Kurse kann jeder Versicherte pro Jahr besuchen, bei anderen Anbietern steuert die Kasse zweimal im Jahr bis zu 75 Euro pro Kurs bei.

Mit der Zahl der Kurse steigt natürlich auch die Zahl der Lehrer. «Früher hieß es: Wer nichts wird, wird Wirt. Heute wird jeder Yogalehrer», skizziert eine Trainerin, die seit zehn Jahren Stunden in einem Münchner Yogastudio gibt. «Fast jede Hausfrau mit Kind» fühle sich mittlerweile dazu berufen. Dabei sei Yoga eine brotlose Kunst. «Jemand muss schon sehr viele Stunden geben, um damit seine Existenz zu sichern», sagt die Trainerin.

Allein das Studio, in dem sie arbeitet, bildet im Jahr mehr als 50 Yogalehrer aus. Die Gesamtzahl sei so hoch, dass die Yoga-Expertin nicht einmal mehr schätzen kann, wie viele andere Trainer es derzeit in München gibt. Die Internetseite yoga-studios.info listet bereits 92 Studios auf. Entsprechend groß sei die Konkurrenz, schildert die Trainerin. Auf Facebook, Instagram, in Yogazeitschriften – nicht nur die Selbstdarsteller unter den Trainern seien auf allen Kanälen präsent.

Vom Yogafieber profitieren aber nicht nur die Studios. Ein ganzer Markt für Yoga-Artikel hat sich im Internet gebildet. Neben Büchern, DVDs und CDs werden auch Yoga-Hosen, Yoga-Tops, Yoga-Socken, Yoga-Pants, Yoga-BHs, Yoga-Matten, Yoga-Handtücher, Yoga-Bänder oder Yoga-Gewichte gehandelt. Urlaubsportale führen sogar explizite Yoga-Reisen in ihrem Sortiment, eine Woche Allgäu für knapp 1000 Euro zum Beispiel.

Dort ebenso wie in vielen anderen Teilen der Welt feiern die Vereinten Nationen am 21. Juni den
«Internationalen Yoga-Tag», dann bereits zum zweiten Mal. 2014 hatte Indien vorgeschlagen, solch einen Tag einzuführen, 177 Staaten unterstützten die Idee. In der Resolution der UN-Vollversammlung hieß es später, «dass Yoga einen ganzheitlichen Ansatz für Gesundheit und Wohlbefinden» biete.

Der Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland plant für den großen Tag keine eigenen Aktionen. Doch viele Studios organisierten in Eigenregie spezielle Veranstaltungen, erläutert eine Sprecherin. Das Sivananda Yoga Vedanta Zentrum in München zum Beispiel, eines der ältesten Studios in der Stadt, nutzt den Anlass – und lädt zu kostenlosen Schnupperstunden und zum gemeinsamen Meditieren ein.

Yogalehrer ist kein geschützter Beruf
Wer mit Yoga anfangen möchte, sollte auf die Ausbildung des Trainers achten. Denn Yogalehrer ist kein geschützter Beruf, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in ihrer Zeitschrift «Neue Apotheken Illustrierte» (Ausgabe 1. April) betont. Zertifizierte Trainer findet man zum Beispiel über den Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland (BDY): Wer dort Mitglied ist, hat eine zweijährige Ausbildung, die mindestens 500 Stunden umfasst und mit einer Prüfung abgeschlossen wird.

Fotocredits: Felix Hörhager

(dpa)

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