Leipzig – Endlich Samstag, endlich ausschlafen. Doch die erhoffte Wirkung will sich nicht einstellen: Auch nach zehn Stunden fühlen sich manche nicht richtig fit.
Umgekehrt fühlt man sich nach einer schlaflosen Nacht weniger zerschlagen als befürchtet, sondern geradezu aufgekratzt. Das klingt kurios, ist aber völlig normal.
«Der Organismus versucht, über das Verhalten seine Wachheit zu regulieren», sagt Ulrich Hegerl, Facharzt für Neurologie und Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Das bedeutet: Ist eine Person besonders müde – etwa durch Schlafmangel -, bemüht sich der Organismus stärker als sonst, ihn wach zu halten. Menschen werden überaktiv und suchen Außenreize jeder Art. «Deshalb sind wir nach durchgemachten Nächten oft gar nicht so schläfrig, wie man vermuten könnte», sagt Hegerl.
Eltern kennen diesen Effekt nur zu gut von übermüdeten Kindern. Denn oft drehen die kurz vor dem Umfallen noch einmal richtig auf und sind dann nur schwer ins Bett zu bekommen. «Auch da steuert der Organismus gegen, um das Einschlafen zu verhindern», sagt Hegerl.
Und genau wie der Körper aufdreht, um Schlafmangel niederzukämpfen, gibt es auch den gegenteiligen Effekt: «Besteht umgekehrt nach langem Schlaf eine eher hochregulierte Wachheit, vermeidet der Organismus eher zusätzliche Außenstimuli und Aktivitäten», erklärt Hegerl. Das kann sich dann anfühlen, als sei man nicht ganz wach.
Dieser selbstregulierende Mechanismus spielt vor allem bei manisch-depressiven Menschen eine Rolle. «Langer Schlaf kann Stimmungsausschläge in Richtung Depression verursachen, und Schlafentzug ist ja eine bestens belegte Behandlung der Depression», sagt Hegerl. Umgekehrt könne zu kurzer Schlaf Manien auslösen zum Beispiel mit Hyperaktivität.
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(dpa/tmn)