Indexfonds für Kenner: Investieren in Small-Caps

Frankfurt/Main – Beim Investieren in Aktien, raten Verbraucherschützer zu Indexfonds: Dabei bekommt der Anleger ein breit gestreutes Investment. «Indexfonds haben den Vorteil, dass sie bereits diversifiziert sind», erklärt Thomas Meyer zu Drewer vom Anbieter ComStage in Frankfurt.

Wer in einen börsengehandelten Indexfonds, oder kurz ETF, investiert, spart außerdem Gebühren. Anders als aktiv gemanagte Fonds bildet ein ETF einfach einen gängigen Aktienindex nach. Anleger müssen also nicht extra für das Fondmanagement zahlen.

«Im Grunde kann für jeden Aktienindex auch ein ETF aufgelegt werden», sagt Roland Aulitzky, Experte für Geldanlage bei der Stiftung Warentest in Berlin. Die Größe spielt dabei keine Rolle: So sind in Deutschland etwa Indexfonds auf den Leitindex Dax sehr beliebt, der gerade einmal 30 Unternehmen umfasst. Der von Verbraucherschützern empfohlene Index MSCI World bildet dagegen rund 1600 Werte rund um den Globus ab. Eines allerdings haben sowohl der Weltindex als auch der deutsche Dax gemeinsam: Beide setzen vor allem auf sogenannte Blue Chips, also auf große, etablierte Unternehmen.

Doch das muss nicht sein: «Indexfonds gibt es sowohl für große wie auch für kleine und mittlere Indizes», sagt Meyer zu Drewer. Anleger können über dieses Instrument also auch in kleinere Unternehmen investieren, sogenannte Small-Caps. «Das sind mittlere und kleine Aktienwerte mit einer geringeren Marktkapitalisierung.» So sind in Deutschland nur die größten Aktienunternehmen des Landes im Dax vertreten, die nächst größeren 50 im MDax und 50 weitere im SDax.

«Aktien kleinerer Unternehmen bieten oft größere Wachstumschancen», erläutert Aulitzky. Das machen sich sogenannte Small-Cap-ETFs zu Nutze, die gezielt auf solche Nebenwerte-Indizes setzen. Die Stiftung Warentest hat in einem umfangreichen Test ETFs untersucht, darunter waren auch rund ein Dutzend Indexfonds für Small-Caps. «In dem untersuchten Fünfjahreszeitraum haben sich diese etwas besser entwickelt als der Durchschnitt.» In schlechten Börsenzeiten würden Small-Caps dagegen überdurchschnittlich stark verlieren.

Das hat zwei Gründe. Nummer eins: «Kleinere und mittlere Unternehmen haben oft ein sehr fokussiertes Geschäftsmodell», sagt Meyer zu Drewer. So sind viele zwar in ihrem Gebiet Weltmarktführer, anders als große multinationale Mischkonzerne bieten die Spezialisten jedoch meist nur wenige Produkte an. «Das macht sie tendenziell anfälliger gegenüber Nachfrageschwankungen.»

Der zweite Grund liegt im geringeren Börsenwert selbst: «Wenn weniger Aktien handelbar sind, führt das automatisch zu mehr Auf und Ab», weiß Meyer zu Drewer. Der Kurs reagiert dann stärker auf Käufe und Verkäufe. Viele Experten empfehlen deshalb Small-Caps vor allem als Beimischung.

«Wer in Small-Caps investiert, muss sich auf ein sportliches Investment und holprigere Kursverläufe gefasst machen», sagt auch Ali Masarwah von der Firma Morningstar. Für Anleger kann es dennoch Sinn machen, ihrem Portfolio auch ein paar Small-Cap-ETFs beizumischen. Besonders der US-amerikanische Markt bietet sich hierfür an: «Deutsche Nebenwerte sind sehr viel kleiner als amerikanische.»

ETFs für Nebenwerte bilden meist nur bestimmte Länder oder Regionen ab. «Anleger sollten deshalb auch bei Small-Cap-Indexfonds auf eine breite Streuung achten», rät Aulitzky. Dafür eignen sich Indizes, die ganz Europa oder die USA abdecken. Auch Masarwah plädiert dafür, das Investment in Small-Caps breit zu streuen.

Bei Small-Cap-ETFs sind die branchen- und länderspezifischen Risiken größer, da viele der Unternehmen nicht so breit und international aufgestellt sind wie ihre großen Konkurrenten. So beträgt der Anteil US-amerikanischer Aktien bei weltweiten Indizes um die 60 Prozent. Bei europäischen Indizes dominieren Aktien aus dem Vereinigten Königreich. In beiden Fällen entsteht ein spezielles Länder- und Währungsrisiko: «Beim MSCI Europe etwa schmälert das niedrige Pfund die Gewinne.» Masarwah hält deswegen einen Small-Cap-Anteil von 15 bis 20 Prozent für sinnvoll.

Fotocredits: Franziska Gabbert,Ali Marsawah,Stiftung Warentest,Commerzbank
(dpa/tmn)

(dpa)

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