Bremen – «Wir kriegen ein Kind.» Mit dieser Nachricht steht die Welt erst einmal Kopf. Nicht nur für die werdenden Eltern. Auch die Verwandten freuen sich in aller Regel mit. Allen voran die Großeltern, die häufig auch langfristig vorsorgen wollen. Doch es gibt einige Stolperfallen.
«Junior Depot», «Junior Sparplan» – Banken haben natürlich Produkte, die sich an junge Kunden richten. «Es sind ganz normale Sparprodukte», sagt Jan Philip Weber vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken in Berlin. Das bedeute, alle Einlagen sind genauso abgesichert wie bei anderen Sparplänen und Sparbüchern, die Zinsen seien auf dem gleichen Niveau.
Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen rät Großeltern, alle Produkte genau zu überprüfen, bevor sie einen Vertrag unterzeichnen. Von Kombiprodukten wie Junior Sparbriefen, die zu einem Teil aus Sparprodukt, zum anderen aus einer Versicherung bestehen, rate sie generell ab, sagt Oelmann. «Solche Produkte verursachen hohe Kosten und sind relativ unflexibel.» Wer sowohl eine Versicherung als auch eine Geldanlage wünscht, sollte lieber das Geld in zwei einzelne Produkte investieren, etwa eine Risikolebensversicherung und einen Banksparplan.
Auch Erk Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam lehnt Kombi-Produkte ab. «Wir hören in den Beratungen beispielsweise von fondsgebundenen Rentenversicherungen mit Laufzeiten von 60 Jahren», sagt er. «Finger weg, da verliert man Geld.»
Neben speziellen Kinderprodukten steht Omas und Opas natürlich die ganze Bandbreite der Geldanlage offen. «Für Großeltern sind Banksparpläne oft die erste Wahl, weil sie vermeintlich das Sicherste sind», sagt Uwe Döhler von der Stiftung Warentest. «Damit kann man erst einmal anfangen.» Die meisten Sparpläne der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken seien variabel verzinst, würden also dem Zinsniveau angepasst. Zurzeit gebe es daher kaum Zinsen auf das Geld. Es gebe einige wenige Produkte mit einem festen Stufenzins über zehn Jahre. Der Abschluss eines solchen Vertrages könne sinnvoll sein, es empfehle sich aber, auf eine vorzeitige Kündigungsmöglichkeit zu achten, um das Geld bei steigenden Zinsen anderweitig anlegen zu können.
Solange die Zinsen so niedrig sind wie derzeit, können sich für eine langfristige Anlage auch Aktien eignen. «Das absolute Basisinvestment wären Wertpapiere eines Exchange Traded Funds (ETF), möglichst auf einen internationalen Index wie den MSCI World», sagt Döhler. Diese passiv gemanagten Fonds bilden einen Aktienindex ab, enthalten also Wertpapiere unterschiedlicher Unternehmen und Branchen. Je überregionaler der Index ist – also europa- oder weltweit – umso leichter könne er Flauten in einzelnen Branchen oder Regionen ausgleichen.
«Achten Sie auf die Kosten für die Depotführung, die Transaktionen und die Produkte», rät Thilo Stadler von der Independent Capital Management Vermögensberatung in Mannheim. Die Nebenkosten seien bei langfristigen Sparplänen oder Depots mit häufigen Transaktionen von großer Bedeutung. Passiv gemanagte ETFs kosteten pro Jahr in der Regel nicht mehr als 0,25 Prozent. «Wer das vollständige Aktienmarktrisiko scheut, der wählt keine reinen Aktienfonds, sondern greift zu Mischfonds, die begrenzt Anleihen und Edelmetalle beimischen», ergänzt Stadler.
Schaarschmidt empfiehlt auch Großeltern, nur in ein Produkt zu investieren, das sie verstehen und mit dem sie sich identifizieren. Deswegen hält er selbst ein Tagesgeldkonto, auf das es zurzeit so gut wie keine Zinsen gibt, in vielen Fällen für eine gute Wahl. «In der Regel kennen sich die Senioren mit Aktien nicht so gut aus.» Oelmann rät lediglich von einem klassischen Produkt absolut ab: dem Sparschwein. Hier gebe es in keinem Fall Zinsen, so dass noch nicht einmal die Inflation ausgeglichen werden könne.
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(dpa/tmn)