Bonn (dpa/tmn) – Im Alltag kann Kindern so einiges gefährlich werden: Die Tasse mit heißem Kaffee, die sie umkippen. Oder ein kleines Spielzeug, das sie verschlucken zum Beispiel. Wie reagiert man dann richtig? Diese Frage betrifft nicht nur Eltern, sondern auch die Großeltern.
«Sie sind in der Betreuung viel mehr eingebunden als früher». Das sagt Till Dresbach vom Zentrum für Kinderheilkunde am Universitätsklinikum Bonn. Deshalb gibt er regelmäßig
Kindernotfall-Kurseextra für Großeltern. Dort lernen jeweils rund 15 Großeltern in einem zweistündigen Kurs, was im Notfall zu tun ist: wo man anruft, was geeignete Erste-Hilfe-Maßnahmen sind und, wie man sein Zuhause kindersicher gestaltet, um Unfälle zu vermeiden.
Solche Kurse bietet auch die Fachkinderkrankenschwester für Intensivpflege und Heilpädagogin
Tina Tappehorn als Kinderfee in Hamburg an. Der Unterschied zu anderen Notfall-Kursen ist gar nicht so sehr inhaltlich. Vielmehr gehe es darum, dass sich viele im Umfeld anderer Großeltern eher trauen, mitzumachen und auch Fragen zu stellen, erklärt sie. Sind Eltern oder sogar die eigenen Kinder dabei, hätten die meisten Großeltern Hemmungen sich zu beteiligen, sagt Tappehorn.
Ein solcher Kurs sei für Großeltern durchaus sinnvoll, findet Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen. «Das gibt älteren Menschen mehr Sicherheit, und sie können vielleicht unbefangener mit ihrem Enkel umgehen», sagt sie. «Zwar haben viele einen Erste-Hilfe-Kurs beim Führerschein gemacht, aber im Laufe der Jahre vergisst man doch einiges.»
Und es hat sich in Sachen Erste Hilfe ein bisschen was getan. So hält sich – nicht nur unter Großeltern – wacker das Gerücht, Verbrennungen sollten mit Mehl bestäubt oder mit Quark oder Butter eingerieben werden. Bloß nicht, sagt Kinderarzt Dresbach. «10 bis 15 Minuten bei kaltem Wasser aus dem Hahn kühlen.» Außerdem lernen die Teilnehmer in Dresbachs Kurs, das Kind ein wenig vorgebeugt zu halten und ihm auf den Rücken zu klopfen, wenn es etwas verschluckt und deshalb Atemprobleme hat. Hat das Kind etwa Medikamente oder Putzmittel verschluckt, sollte man den Giftnotruf wählen.
Anderes wird im Kurs wieder aufgefrischt – etwa die Reanimation. Alles, was man schon mal getestet hat, macht man auch im Notfall viel eher. Und das ist das Ziel, das Dresbach mit den Kursen verfolgt: den Teilnehmern die Scheu nehmen.
Angeboten werden solche Kurse auch von Organisationen, die Erste-Hilfe-Kurse im Programm haben, wie das Deutsche Rote Kreuz, die Malteser, die Johanniter, der Arbeiter-Samariter Bund, aber auch von Kinderärzten, sagt Lenz.
Wer einen Kurs besuchen möchte, sollte sich vorher überlegen, welche Situationen man besonders fürchtet. Diese sollte man dann im Kurs unbedingt ansprechen, rät Lenz. Am besten erkundigen die Teilnehmer sich am Anfang, ob es ein Skript gibt. Falls nicht, sollten sie mitschreiben. Und wenn möglich, sollten beide Großeltern zum Kurs gehen, denn «vier Ohren hören mehr als zwei».
Fotocredits: Harald Weller
(dpa)