Was Senioren gegen trockenen Mund tun können

Freiburg – Die Zunge klebt am Gaumen, das Sprechen fällt schwer und das Schlucken ist ebenfalls mühsam – so fühlt sich ein trockener Mund an. Wer Lampenfieber vor einem Auftritt hat oder eine Stressphase durchlebt, kennt das. Oft hilft dann ein Glas Wasser.

Doch bei Senioren wird Mundtrockenheit nicht selten zu einem alltäglichen Problem. Grund ist, dass mit zunehmendem Alter die Speichelproduktion immer mehr nachlässt. Für die Mundflora ist das gar nicht gut.

«Der Speichel ist ein besonderer Körpersaft, dessen Bedeutung häufig unterschätzt wird», sagt Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer in Berlin. Normalerweise produzieren die Speicheldrüsen im menschlichen Körper etwa einen bis anderthalb Liter Speichel täglich. Die Flüssigkeit zersetzt mit ihren Enzymen die Nahrung. Auch wirkt sie gegen Keime der Mundhöhle und fördert die Remineralisierung der Zähne. Ist die Speichelproduktion verringert, dann ist die Abwehr des Körpers beeinträchtigt. Zu den Folgen gehört neben Karies sowie Zahnfleisch- und Schleimhautentzündungen auch ein höheres Risiko für Infektionen.

Ein trockener Gaumen kann aber auch noch andere unangenehme Folgen haben, etwa eine heisere Stimme. Häufig leiden Betroffene unter Mundgeruch, da Keime wegen der unzureichenden Speichel-Menge nicht weggespült werden. Zudem können härtere Nahrungsmittel wie Nüsse oder Möhren zu Verletzungen in der Mundhöhle führen.

Die Ursache von Mundtrockenheit kann ganz banal sein: zu wenig Flüssigkeitszufuhr. Das kommt bei Senioren häufiger vor, da mit zunehmendem Alter auch das Durstgefühl nachlässt. «Eine erste Maßnahme kann also sein, täglich mehr zu trinke», erklärt Prof. Roland Laszig, Direktor der Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik in Freiburg und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie.

«Gegen einen trockenen Mund hilft häufig auch ein Kaugummi», weiß die Apothekerin Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer in Berlin. Durch das intensive Kauen wird die Speichelproduktion angeregt. «Die gleiche Wirkung erzielt auch das Lutschen von zuckerfreien sauren Drops», fügt Sellerberg hinzu. Wer als Raucher unter einem trockenen Gaumen leidet, sollte den Nikotin-Konsum zumindest reduzieren. Wenn mehr Trinken, Kaugummi kauen und saure Drops nicht helfen und die Mundhöhle weiter wie ausgedörrt ist, sollten Betroffene zunächst mit ihrem Hausarzt das weitere Vorgehen besprechen.

«Häufig ist eine unzureichende Speichelproduktion eine Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten», erläutert Oesterreich. Das trifft diejenigen, die zum Beispiel blutdrucksenkende Präparate, Psychopharmaka oder Schlafmittel einnehmen. Mit dem behandelnden Arzt sollte daher geklärt werden, ob die Medikamente auf gleichwertige Arzneimittel umgestellt werden können, die nicht eine reduzierte Speichelproduktion als Nebenwirkung haben.

Ein trockener Mund hat manchmal aber auch andere Ursachen. «So tritt dieser auch bei Diabetes, rheumatischen Erkrankungen und multipler Sklerose auf», sagt Oesterreich. Das sogenannte Sjögren-Syndrom ist eine Autoimmunerkrankung und führt zum Austrocknen der Schleimhäute. In solchen Fällen kann künstlicher Speichel helfen. «Eine solche Flüssigkeit gibt es in Form von Tropfen oder Sprays», erklärt Laszig. Solche Präparate helfen auch Patienten, die nach einer Bestrahlung von Tumoren im Kopf- und Halsbereich unter einem trockenen Gaumen leiden. Entsprechende Mittel sind in der Apotheke erhältlich.

Auch auf genügend Luftfeuchtigkeit vor allem in der Heizperiode sollte geachtet werden. Das erleichtert das Atmen. Die Luftfeuchtigkeit sollte bei mehr als 40 Prozent liegen, aber nicht mehr als 60 Prozent betragen. Die Luftfeuchtigkeit kann mit einem im Handel erhältlichen Messinstrument – einem Hygrometer – bestimmt und mit sogenannten Luftbefeuchtern, die an der Heizung hängen, erhöht werden.

Von einem trockenen Gaumen Geplagte sollten außerdem eine intensive Mundhygiene im Blick haben, wie Oesterreich empfiehlt. So kann verhindert werden, dass sich Bakterien stärker vermehren und Karies sowie Entzündungen verursachen. Deswegen ist es manchmal sogar erforderlich, dass Frauen und Männer, die unter Mundtrockenheit leiden, ihre Mundhöhle häufiger als üblich von einem Zahnarzt kontrollieren lassen, wie Oesterreich sagt.

Fotocredits: Sebastian Willnow
(dpa/tmn)

(dpa)

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