Huch, schon wieder Silvester! Im Wirrwarr aus Partyeinladungen, alten Traditionen und Feuerwerksnebel verliert man leicht die Orientierung, wie man den Jahreswechsel eigentlich selbst feiern möchte. Hier eine Handreichung mit typischen Silvesterfeiernden.
Köln – «Was machst du an Silvester?»: Der Jahreswechsel steht bevor – und man wird genötigt, sich irgendwie zu entscheiden. Für manche Menschen ist das die pure Qual, für andere die große Chance, mal wieder freudig Frack zu tragen. Eine Typologie.
Der Gala-Geher
Der Gala-Geher weiß schon Wochen vorher, dass sein Silvesterabend in die Geschichte eingehen wird: als größte Sause des Jahres. Er bemüht sich im Spätsommer um Karten für ein Gala-Dinner, bei dem Champagner-Gläschen zu Pyramiden gestapelt werden – «so wie in New York». Geld ist dabei komplett egal, Hauptsache es wird eine «night to remember» und groß. Verdammt groß. Beispiel? «Das Größte, das wir bislang hatten, war eine komplette gemietete Burg», berichtet Andreas Stolze von den Eventausrichtern «Die Partyplaner». «Da durfte kein Feuerwerk gemacht werden, aber es gab eine Lasershow.»
Der Totalverweigerer
Der Totalverweigerer ist ein Aussteiger-Typ. Früher hat er sich noch zu Silvesterpartys überreden lassen, bei denen der dann mürrisch am Sektglas nippte. Irgendwann ist er abgedriftet: Er ignoriert Silvester und lässt das auch alle wissen. Daher legt er sich auch offensiv um 21 Uhr ins Bett, obwohl er sonst später schlafen geht. Oder er putzt – auch, um darüber zu erzählen, wenn er an Neujahr beim Spaziergang auf verkaterte Party-Leichen trifft.
Der Böller-Ballerer
Sekt, Luftschlangen und Partyhütchen sind dem Böller-Ballerer egal. Er sehnt Silvester herbei, weil es der Tag erlaubt, weitestgehend gesellschaftlich akzeptiert Explosionen auszulösen. Deswegen deckt er sich frühzeitig mit einem Großarsenal an Böllern ein. Da es zeitlich gar nicht möglich ist, alles erst ab 0 Uhr abzubrennen, fängt er manchmal schon am späteren Nachmittag in einer Wohnhaussiedlung damit an.
Der Zöger-Zausel
Der Zöger-Zausel hält sich die Entscheidung, wo er feiert, maximal lang offen – er hat mehrere Optionen. Denkt er zumindest. Oft taucht er am Silvesternachmittag dann plötzlich in einer WhatsApp-Gruppe auf, in der ohne sein Zutun schon seit Mitte Dezember eine Party durchgeplant wird. Nicht selten protestiert er dort noch vergeblich gegen die Essens- und Getränkeauswahl. Auf der Feier wirkt er wie ein Fremdkörper, weil er komischerweise nur den Gastgeber kennt. Mit Sekt-Schwips wird er bald wehleidig, flirtet verpartnerte Gäste an oder bricht Streit vom Zaun. Oder alles, in dieser Reihenfolge.
Der Melancholiker
Der Melancholiker wird von der symbolischen Wucht des Tages überwältigt. Das Jahr endet, ein neues steht bevor. Was mag kommen? «Für viele ist es auch eine Zeit der Melancholie und der Nachdenklichkeit», sagt der Psychologe Christian Ambach. Aber: «Melancholie kann etwas Gutes sein. Leidensdruck kann produktiv sein, wenn er zu einer Veränderung führt», betont er. Klassiker: Man will endlich mehr Sport im neuen Jahr treiben. Der Melancholiker feiert Silvester, aber so leise wie möglich.
Der Raclette-Ruhepol
Der Raclette-Ruhepol braucht es zum Jahresende vor allem gemütlich. Silvester findet bei ihm daher vor allem auf den Tisch statt: Marzipan-Glücksschweinchen, Mini-Hufeisen und natürlich Raclette. Er ist Anhänger von Silvestertraditionen, solange man dafür nicht zu lange das Haus verlassen muss. Daher hat er auch ein Wachsgießen-Set samt launiger Bemerkung vorbereitet, dass man früher ja noch Bleigießen durfte. Er feiert mit ein paar Leuten zu Hause, nicht zu viele. In seinem Regal stehen Bücher mit Titeln wie «Weihnachten und Silvester stilvoll feiern mit dem Thermomix TM5».
Der Draußen-Draufgänger
Dass es an Silvester mitunter echt kalt werden kann, schreckt den Draußen-Draufgänger überhaupt nicht. Es zieht ihn durch die Straßen und vor die Clubs der Stadt – am besten der nächstgrößeren Stadt, weil da noch mehr los ist. Im Rucksack hat er Bier und Dosen-Prosecco. Mystisches Fernziel für ihn ist es, Silvester am Brandenburger Tor in Berlin zu feiern, weil da so viele Menschen sind und da sogar mal David Hasselhoff aufgetreten ist.
Fotocredits: Ole Spata
(dpa)