Berlin (dpa/tmn) – Besonders für Kleinkinder und Babys hat der Sommer auch negative Seiten. Ob auf dem Spielplatz, im Sandkasten oder im Planschbecken – nur gut geschützt macht die Sonne Spaß. Und wie dick sollte man Babys im Sommer eigentlich zum Schlafen anziehen?
«Babys und Kinder haben eine größere Körperoberfläche gemessen an ihrem Körpervolumen. Deshalb können sie die große Hitze weniger gut ausgleichen als Erwachsene», erklärt Jakob Maske vom
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (bvkj). An heißen Tagen sollten sie in den Mittagsstunden deshalb besser nicht nach draußen. Und wenn doch, dann nur in den Schatten und mit Kleidung, die vor der Sonne schützt. Dazu gehört auch eine kleine Mütze oder Kappe für die empfindliche Kopf- und Gesichtshaut.
Alle nicht bedeckten Hautflächen der Kinder sollten Eltern immer dick mit Kindersonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 50 eincremen. Spezielle Baby- und Kleinkind-Sonnenmilch ist deshalb wichtig, weil bei ihr auf Konservierungsstoffe und Duftstoffe verzichtet wird, sagt Beate Volkmer, Leiterin des Hautkrebs-Forschungslabors am Elbe Klinikum in Buxtehude. Besonders gründlich müssen die sogenannten Sonnenterrassen eingecremt werden: Nase, Ohren, Füße, Schultern.
Gerade Kinder unter zwei Jahren sollten besser gar nicht in die direkte Sonne. Beim Badeurlaub am Strand oder im Garten eignet sich als Schattenspender für sie zum Beispiel ein Strandmuschel-Zelt. Das schützt gleichzeitig auch vor Wind, Flugsand und Moskitos. Beim Kauf der Strandmuschel sollte unbedingt auf die spezielle UV-Beschichtung des Modells geachtet werden.
Andreas Engel von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) empfiehlt außerdem Sonnenschirm und Markise. «Eltern sollten darauf achten, dass etwa der Sandkasten im eigenen Garten im Schatten aufgebaut wird», sagt der Psychologe. Mieter könnten das auch bei der Hausverwaltung anregen.
Wichtig ist an heißen Tagen, dass auch Kinder genug trinken. Eine generelle Mengenempfehlung gibt Kinderarzt Maske nicht. «In der Regel regulieren Kinder das sehr gut selbst. Da darf man sich ein bisschen drauf verlassen», sagt er. Eltern sollten aber immer mal wieder Wasser und Tee anbieten. Und auch das richtige Essen kann erfrischend sein: «Das sollte wie immer vitaminreich und ausgewogen sein», sagt Maske. Leichte und fettarme Kost – statt üppiger warmer Speisen – belastet am wenigsten. Gurken-Sticks und Wassermelonen-Stückchen enthalten außerdem viel Wasser.
Damit es dem Nachwuchs auch nachts nicht zu heiß wird, sorgen Eltern idealerweise schon morgens vor: Die Rollos im Kinderzimmer runterlassen, Fenster auf – und Durchzug ermöglichen. «Wir empfehlen immer eine Schlaftemperatur von 16 bis 18 Grad, was im Sommer natürlich schwer zu erreichen ist», sagt Maske. Deshalb sollte nur eine dünne Bettdecke oder ein dünner Schlafsack im Bettchen liegen. «Der Trend ist, dass man das Kind immer eher zu warm schlafen lässt», sagt der Arzt. Ältere Kinder schwitzen und schlafen schlechter, wenn es zu warm ist. Bei Babys könnte womöglich dadurch das Risiko für den plötzlichen Kindstod steigen – die genauen Ursachen dafür sind aber nicht sicher bekannt.
Auch Säuglinge schwitzen mitunter und sollten nicht zu warm gekleidet sein. Tagsüber sei ein Body mit kurzen Ärmeln gut, sagt die Hebamme Anne Rickermann vom St. Sixtus-Hospital in Haltern am See. Babys, die jünger als sechs Wochen sind, sollten außerdem dünne Baumwollsöckchen tragen. In warmen Nächten tragen Säuglinge am besten einen Body – eventuell mit langen Ärmeln – und einen dünnen Schlafsack aus Baumwolle. Mütter und Väter fühlen im Nacken des Babys, ob es schwitzt. Nackt schlafen sollten sie allerdings nicht, da sonst der Bauch zu kalt wird. Wichtig: Die Luft im Zimmer sollte zwar frisch sein, Neugeborene vertragen aber keine Zugluft, weil sie davon rasch eine Bindehautentzündung bekommen.
Um bei Kindern zu prüfen, ob es ihnen zu heiß geworden ist, empfiehlt Maske außerdem die Temperatur mit dem Handrücken unter dem Hals, an der Brust oder am Rücken zu prüfen. Fieber kann übrigens ein Zeichen für einen Sonnenstich sein – oft gepaart mit einem roten Kopf, Kopfschmerzen oder auch Verwirrtheit. Maske rät: «Dann den Kopf kühlen und einen Arzt aufsuchen.»
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(dpa)