Düsseldorf – Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Dieser Optimismus ist auch an der Börse zu spüren: Die Aktien von Unternehmen wie den Elektrolyse-Spezialisten ITM Power und Nel oder den Brennstoffzellen-Produzenten Ballard und Powercell sind seit Monaten gefragt.
Selbst in der Corona-Krise haben sich die Titel vergleichsweise gut halten können. Aber zahlen sich solche Trend- oder Themeninvestments auch für Kleinanleger aus?
Trends können sich lohnen
«Generell ist es sinnvoll, auf Trends zu setzen», erklärt Jürgen Brückner, Portfoliomanager der FV Frankfurter Vermögen AG. Ähnlich sieht das auch Gerd Häcker, Geschäftsführer Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH: «Es ist erfolgversprechender, mit «Rückenwind» zu investieren, als gegen einen Abwärtstrend wie zum Beispiel bei Stahl oder Textil anzukämpfen.»
Aber: Ob bei den ausgerufenen Themen wirklich nachhaltiges Wachstum möglich ist oder es sich eher um kurzfristige Modeerscheinungen handelt, ist für Anleger oft schwer zu erkennen.
«Über 50 Prozent der ausgerufenen Trends sind dem Marketing der großen Fondsgesellschaften geschuldet», erklärt Frank Wieser, Geschäftsführer der PMP Vermögensmanagement.
Anleger stehen sich oft selbst im Weg
Selbst erfahrene Anleger tappen bei der Suche nach zukunftsweisenden Investments leicht in eine Falle. «Auf der Jagd nach Outperformance setzt der aktive Anleger auf Anlagetipps», schreibt Prof. Martin Weber von der Universität Mannheim in seinem neuen Ratgeber-Buch. Doch Analysten und Finanzexperten seien oft zu sehr von sich überzeugt. Ob ihre Anlageentscheidungen zu einer besseren Performance führen, als es die durchschnittliche Entwicklung der Märkte hergibt, sei letztlich fast immer Glück, schreibt Weber.
Aus Sicht von Wieser ist es für Anleger daher kaum möglich, in den einen richtigen Trend zu investieren. «Das Beispiel Technologie macht es deutlich: Darunter fallen Dinge wie Cyber Security oder Cloud-Dienstleistungen», erklärt er. «Für diese Segmente gibt es inzwischen eine Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten, der normale Anleger kann aber kaum beurteilen, ob und wie diese Trends zusammenhängen und welcher das bessere Potenzial aufweist.»
Als Beimischung geeignet
Dennoch können Trend-Themen wie Wasserstoff, erneuerbare Energien oder Pharma durchaus ein Depot bereichern. «Ist man von einzelnen Trends überzeugt, kann man durchaus ein Portfolio aus einzelnen Themenfonds aufbauen», erklärt Josef Kaesmeier, Chefvolkswirt der MFI Asset Management. «Meist wird es aber mehr eine Beimischung sein als ein Alles oder Nichts.»
Auf Stock-Picking sollten Anleger eher verzichten. Das ist riskant, wie das Beispiel Pharma zeigt: «Ob Impfstoff oder Tablette, der Produzent, der Covid-19 zu einer «normalen» Krankheit macht, wird gut verdienen», erklärt Kaesmeier. «Da es aber schwer ist, aus der Vielzahl von Unternehmen den Sieger zu prognostizieren, könnte ein Paket aus vielversprechenden Werten der effizientere Lösungsweg sein.» Hier bieten sich börsengehandelte Indexfonds an.
Anlage im Auge behalten
Wichtig dabei: Anleger sollten ihre Themen-Investments gut im Blick behalten. «Unternehmen mit einem speziellen Thema wie zum Beispiel Wasserstoff laufen irgendwann Gefahr, dass die Technologie verdrängt wird und/oder die Aktien Bewertungen aufweisen, die Ertragsgewinne implizieren, die nicht dauerhaft darstellbar sind», erklärt Brückner.
«Sogenannte Megatrends halten nicht immer, was sie versprechen», sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. «Gerade technologische Entwicklungen sind oft mit großen Unsicherheiten verbunden.» Grundsätzlich sollte das Depot daher möglichst breit aufgestellt werden. «Setzen Sie nie alles nur auf eine Karte.»
Literatur:
Martin Weber u.a.: Die genial einfache Vermögensstrategie – So gelingt die finanzielle Unabhängigkeit, Campus Verlag 2020, 255 Seiten, 27,95 Euro, ISBN-13: 9783593512389.
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(dpa/tmn)