Forscher: Corona-Krise kann zu Schlafstörungen führen

Klingenmünster – Die Corona-Krise erhöht nach Einschätzung von Forscher Hans-Günter Weeß das Risiko für Müdigkeit und Schlafstörungen – und die Jahreszeit trägt ihren Teil dazu bei.

«Mit dem Frühling kommt oft das große Gähnen. Viele empfinden die ersten Tage als quälend anstrengend», sagte der Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums im pfälzischen Klingenmünster. «Nach der dunklen Jahreszeit muss sich der Körper biologisch umstellen und auch wieder an das höhere körperliche Tagespensum gewöhnen», sagte Weeß. In der Corona-Krise könnten Sorgen um den Arbeitsplatz und die finanzielle Situation, aber auch vermehrte familiäre Konflikte hinzukommen.

«Die menschlichen Gene befinden sich noch gleichermaßen in der Steinzeit», sagte der Buchautor («Schlaf wirkt Wunder»). «Damals gab es keine Öfen oder Kuscheldecken. Deshalb fährt unser Körper in der dunklen Jahreszeit in den Sparmodus, seine Temperatur wird gesenkt.»

Mit dem Frühling werde die Produktion des Glückshormons Serotonin angeregt und durch die längeren Tage das Schlafhormon Melatonin zurückgefahren. «Jeder kann spüren, wie mit den ersten Sonnenstrahlen die Stimmung aus dem Keller kommt.» Zudem werden die Blutgefäße durch wärmere Temperaturen geweitet, der Blutdruck sinkt. Der biologische Umstellungsprozess raube dem Organismus Energie und ermüde ihn.

Viele Menschen beklagten Blei auf den Augenlidern, Antriebslosigkeit und Kopfschmerzen bis hin zu Kreislaufproblemen. «Was kann man also tun? Alles hilft, was den Kreislauf in Schwung bringt und den hormonellen Umstellungsprozess beschleunigt. Sich viel im Freien aufhalten, Wechselduschen, Kneipp-Anwendungen, Saunagänge oder Bürstenmassagen. Auch Sport ist zu empfehlen», sagte Weeß.

In Zeiten des Homeoffice gebe es durchaus auch Vorteile, sagte der 56-Jährige. «Viele können jetzt etwas länger schlafen und ihre Arbeitszeiten an ihren persönlichen Schlaf-Wach-Rhythmus anpassen.» Das habe eine positive Folge: «Das ansonsten durch frühen Arbeits- und Schulbeginn entstandene Schlafdefizit tritt nicht auf.»

Fotocredits: Christin Klose
(dpa)

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