Wie sich Anleger informieren

Stuttgart – Das Sparbuch wirft nichts mehr ab, Immobilieninvestments sind teuer. Wohin also mit dem Geld, das zum Beispiel fürs Alter angelegt werden soll?

Wertpapiere wie Aktien und Fondsanteile sind eine Variante. Nicht nicht jeder weiß darüber gut genug Bescheid. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich zu informieren. Hilft das bei der Entscheidung für Kauf und Verkauf?

Ja und nein, sagen Experten. «In dem Moment, in dem der Aktionär die Info liest, ist der Kurs schon unten», erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Dass die Nachricht zugleich Tausende andere erreicht, die daraufhin ebenfalls kaufen oder verkaufen wollen, verstärke den Kurseffekt des Rauf und Runter.

Zudem hinken Privatanleger den Börsenprofis hinterher. Deren Computersysteme reagieren in Nanosekundenschnelle auf jede Veränderung. Sobald Informationen publik geworden sind, sind sie im aktuellen Kurs der Aktie eingepreist, gibt Nauhauser eine alte Börsenweisheit wieder.

Der Geschäftsbericht ist Pflichtlektüre

Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mit Sitz in Düsseldorf erwartet von Anlegern dagegen mehr Engagement. Mindestens den Geschäftsbericht sollten sie lesen. Besonders die Gewinn- und Verlustrechnung, die Bilanz und der Lagebericht sind zu studieren, so der DSW-Experte. Dabei gilt das Interesse dem Vergleich mit der gesamten Branche und dem Wettbewerb sowie der Einordnung des eigenen Unternehmens in dieses Umfeld.

Für zahlreiche Privatinvestoren ist der Geschäftsbericht eine bedeutende Informationsquelle. Das zeigt eine Umfrage des
Deutschen Aktieninstituts (DAI). Es wollte wollte von Post-Aktionären wissen, wo und wie sie sich informieren. Der Geschäftsbericht landete hinter der Presse auf Platz zwei, weit vor Internetauftritt oder der Bank.

Beim Punkt Vertrauenswürdigkeit lag der Geschäftsbericht sogar an der Spitze. Der in Papierform und zumeist auch im PDF-Format zum Download angebotene Bericht hat allerdings einen Nachteil: Er ist bereits beim Erscheinen veraltet.

Privatanleger müssen nicht kurzfristig reagieren

Ad-hoc-Mitteilungen sind deutlich aktueller. Sie sind Pflicht, sobald ein börsennotiertes Unternehmen kursrelevante Nachrichten zu verkünden hat. Lesen sollten Private diese Informationen schon. Aber «es lohnt nicht, auf kurzfristige Nachrichten kurzfristig zu reagieren», meint Franz-Josef Leven vom DAI. Nur wer versuche, den Index zu schlagen, sollte kurzfristig handeln. Häufiges Trading schade überdies dem Ertrag: «Hin und her macht Taschen leer.»

Zeitungsberichte über Aktien zu lesen und Nachrichten zu hören «ist nicht verkehrt», um Wertpapiere langfristig zu betrachten und dann über raus und rein zu entscheiden. «Man muss die großen Trends mitbekommen», sagt Leven. Die Empfehlung von Jürgen Kurz lautet ähnlich: «Liegen lassen und gewinnen klappt nicht mehr, weil zum Beispiel die Digitalisierung ganze Geschäftsmodelle trifft und ins Rutschen bringt» – und in der Folge die Aktienkurse.

Manager übernehmen Verwaltung

ETF und Fonds erfordern in der Regel deutlich weniger Informationsaufwand: ETF bilden die Marktentwicklung automatisch ab und sind in der Zusammensetzung breit gestreut, was das Risiko reduziert. Auch die Kurse der von Profis gemanagten Fonds werden Niels Nauhauser zufolge laufend angepasst, so dass für Anleger kaum Handlungsbedarf bestehe.

Fotocredits: Daniel Reinhardt,DAI,Wolfram Scheible,DSW
(dpa/tmn)

(dpa)

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