Pebble Beach – Michael Perschke hat gut lachen. Er sitzt am Rande des Concours d’Elegance von Pebble Beach in einer teuren Villa und sammelt gerade Millionen ein.
Denn allein im Vertrauen auf ein paar Designskizzen und ein Datenblatt bestellen bei dem Chef der vom Designstudio Pininfarina ausgegründeten Automarke gleichen Namens gerade Dutzende PS-Fans einen Sportwagen, den es noch gar nicht gibt.
Klassiker der Zukunft
Dieses Echo stimmt Perschke nicht nur optimistisch, dass er die gesamte Produktion des elektrischen Überfliegers Battista verkaufen kann – zumal der Zweisitzer auf gerade einmal 99 Exemplare limitiert ist. Sondern er ist sich sicher, dass das Auto auch eine gute Geldanlage ist: «Das ist ein Klassiker der Zukunft, um den sich die Sammler in 30 Jahren reißen werden wie heute um einen alten Ferrari oder Aston Martin», ist er überzeugt.
Doch wie sieht das bei anderen E-Autos aus? Während heute auch gewöhnliche Autos von gestern als geschätzte Klassiker beständig im Wert steigen, ist unklar, ob auch Elektroautos später Rendite abwerfen. Viele Experten zweifeln daran: «Der Sammlermarkt wird sich allein aufgrund der demographischen Entwickler weiter ändern», prognostiziert Marktbeobachter Dietrich Hatlapa aus London.
Zudem melden immer mehr Soziologen und Forscher, dass bei der Jugend das Interesse am Auto spürbar nachlässt, vor allem in den Städten. «Jemand, der jetzt aufwächst und sich lange überlegt, ob er überhaupt einen Führerschein machen möchte, der wird in 20, 30 Jahren kaum ein leidenschaftlicher Autosammler werden», befürchtet Hans-Georg Marmit von Sachverständigen-Organisation KÜS in Losheim am See. Er verfolgt die Oldtimerpreise mit Indizes wie Analysten die Aktienkurse.
Seltenheit ist entscheidend
Wer Autos als Anlage-Objekt sieht, dem legt der Spezialist für Elektroautos im Prinzip dieselbe Strategie nahe wie für konventionelle Klassiker: «Seltenheit und geringe Produktionszahlen sind wichtig. Genauso wie Attraktivität als Sport- oder Rennwagen.»
Als bestes Beispiel dafür nennt er den Porsche 918. Als Porsches erster Supersportwagen mit Hybrid-Antrieb von 2013 bis 2015 nur 918 Mal gebaut, erfreue sich der 652 kW/887 PS starke und bis zu 345 km/h schnelle Zweisitzer bereits einer hohen Wertsteigerung, während der in größerer Stückzahl gefertigte und lange nicht so spektakulär motorisierte BMW i8 zu Gebrauchtwagenpreisen gehandelt werden.
Auch BMW-Classic-Sprecher Stefan Behr ist davon überzeugt, dass bei Elektrofahrzeugen die gleichen Grundsätze greifen, wie bei Oldtimern mit Verbrenner: «Hohe Leistung, Karosserievarianten wie Coupés oder Cabrios und ein guter Zustand, das sind die Eckpunkte, die einen begehrten Klassiker ausmachen», fasst Behr zusammen. Allerdings hält er durchaus eine Verschiebung für denkbar und rechnet damit, dass innovative Technologien oder smarte Detaillösungen bei Sammlern einmal besser ankommen könnten als ein besonders starker Motor.
Doch im Grunde ist er überzeugt, dass «das Interesse an der Historie des Automobils zunächst vom Antriebsprinzip unabhängig ist». Es gibt noch einen weiteren Trend, der Mut macht, dass die Liebe zum Auto den Verbrenner überdauern wird.
Der Käfer wird elektrisch
Zahlreiche Tüftler bieten mittlerweile sogar die Umrüstung von Oldtimern zu Elektrofahrzeugen an. So macht der Amerikaner David Benardo mit seiner Firma Zelectric bei San Diego den VW Käfer für rund 50.000 Dollar vom Brummer zum Summer und hat damit so gut zu tun, dass die Lieferzeit mehrere Monate beträgt.
Mittlerweile ist mit Jaguar sogar der erste Hersteller in dieses Geschäft eingestiegen: Die Briten kreuzen für 70.000 Euro den legendären Jaguar e-Type mit dem elektrischen Jaguar i-Pace und dem Range Rover Plug-in und kommen so auf 180 km/h und eine Reichweite von bis zu 320 Kilometern.
Zwar weiß Tim Hannig, der Chef der Classic-Sparte, dass Sammler das für einen Frevel halten. Doch hat der Deutsche auch gelernt, dass da gerade eine neue Generation heranwächst, die sich zwar für klassische Formen erwärmen kann, aber auf alte Technik keine Lust hat. «Die wollen einfach einsteigen, losfahren und sich um nichts kümmern.»
Eignen sich also E-Autos als Geldanlage? Wer als Anleger auf Nummer sicher gehen will, dem empfiehlt Finanzberater Holger Lüttke aus Kelkheim eine einfache Regel: «Man sollte die Investition in erster Linie von der Leidenschaft für ein Auto abhängig machen. Wenn am Ende des Tages nach Abzug aller Kosten beim Verkauf ein Gewinn herausspringt, dann ist das ein netter Nebeneffekt.» Und wenn nicht, hat man zumindest den Spaß beim Fahren.
Fotocredits: BMW AG,Porsche,Pininfarina,David Shepherd,HAGI
(dpa/tmn)