Was Anleger im Jahr 2019 erwartet

Hamburg – Das Fazit von Dirk Ulbricht ist eindeutig: «Die Phase der Illusionen, schnell reich zu werden, geht zu Ende», sagt der Direktor des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff).

Nach vielen Jahren des steilen Wachstums haben sich die Kurse an den Börsen 2018 schlechter entwickelt als in den Jahren zuvor. «Das Jahr 2018 war in jeder Hinsicht eine große Enttäuschung», findet auch Frank Wieser.

Der Geschäftsführer von PMP Vermögensmanagement erklärt: «Von Anleihen über Aktien bis hin zu Öl, Gold und Bitcoin haben alle wesentlichen Assetklassen deutliche Verluste einstecken müssen.» Selbst vorsichtige Anleger dürften am Jahresende eine negative Rendite erzielen, vermutet er.

Ablesen kann man dies am Beispiel Dax: Startete der deutsche Leitindex am 2. Januar 2018 mit 12.871 Punkten, fiel er im Jahresverlauf nach deutlichen Aufs und Abs auf etwa 10 924 Punkte (Stand: 13. Dezember). Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch weltweit bei anderen wichtigen Indizes beobachten. Einen Grund dafür nennt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW): Das Wachstumstempo habe im Jahr 2018 spürbar nachgelassen. Bei den Unternehmen gingen weniger Aufträge ein, vor allem die globale Nachfrage nach Investitionsgütern ging zurück.

Auch der Einfluss der Politik war 2018 offenbar groß. «In der Vergangenheit hatten politische Querelen immer nur einen temporären Einfluss», erklärt Wieser. «Diesmal haben Nordkorea, Trump, Brexit und Italien das ganze Jahr über die Börsen in Atem gehalten.»

Vor diesem Hintergrund sind auch die Aussichten nicht ganz so optimistisch. Das IW rechnet für 2019 mit einem Wachstum von nur noch 1,2 Prozent – nach 1,5 Prozent im Jahr 2018. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) korrigierte angesichts der schwächeren Weltwirtschaft ihre Wachstumsprognose für die Euro-Zone nach unten. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte um 1,7 Prozent zulegen, schätzte sie jetzt. Noch im September hatte sie 0,1 Punkte mehr erwartet.

Wirklich überraschend dürfte die Entwicklung für aufmerksame Marktbeobachter nicht gewesen sein. «Dass es nach zehn Jahren Aufschwung auch mal ein ‚Durchatmen‘ an der Börse geben würde, war lange erwartet worden», erklärt Wieser. Für den Volkswirtschaftler Ulbricht ist die Entwicklung auch kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Aus seinen Worten kann man sogar etwas Erleichterung heraushören. «Wir gehen jetzt wieder zurück auf normal.»

Für Anleger sei das eher gut. Die kräftigen Kursgewinne der vergangenen Jahre hatten laut Ulbricht einen entscheidenden Nachteil: Anleger verlieren in solchen Zeiten den Blick für das Risiko. Er erinnert an den Hype um die digitale Währung Bitcoin. «Dass das nicht lange gutgehen kann, war aber schon früh abzusehen.»

Was also jetzt tun? «Wichtig ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht gleich bei jedem wilden Tweet in Panik zu geraten», erklärt Andreas Feldmann von der B&K Vermögen GmbH. «Investoren sollten eine rationale und eindeutige Strategie verfolgen und diese konsequent umsetzen.» Wichtig dabei: Die Strategie sollte nicht zu eng sein, rät Feldmann. Wer sein Geld verteilt, hat deutlich mehr Kontrolle über den Investmenterfolg und muss mit weniger Schwankungen leben.

Aus Angst vor Verlusten nicht einzusteigen, ist laut Ulbricht falsch. «Es kann ja auch wieder nach oben gehen.» Je früher man investiert, desto größer sei die Chance auf eine gute Rendite. «Das heißt: Sobald Sie das Geld haben, das Sie beiseite legen können, reingehen und vergessen – auch, wenn es danach noch eine Weile fällt.»

Fotocredits: Frank Rumpenhorst
(dpa/tmn)

(dpa)

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