Monterey – 48,405 Millionen Dollar. Für diese Rekordsumme hat ein Ferrari 250 GTO von 1962 bei der Versteigerung des Sammlerauto-Auktionshauses RM Sotheby’s im Convention Center von Monterey seinen Besitzer gewechselt.
Es ist Car Week, «Autowoche», im kalifornischen Monterey, und rund um den berühmten Oldtimer-Concours von Pebble Beach versteigern an diesen Tagen Ende August ein halbes Dutzend Auktionshäuser alte Autos im Akkord und brechen alle Rekorde.
Der Ferrari ist das teuerste je bei einer Auktion gehandelte Auto, meldet der Marktbeobachter Hagerty, und die Bilanz der Woche kann sich sehen lassen. Schließlich sind an drei Abenden knapp 1400 Autos für zusammen rund 370 Millionen Dollar (umgerechnet rund 317 Millionen Euro) versteigert worden, so Hagerty weiter.
Natürlich ist die sogenannte Monterey Car Week ein Extrem. Denn nirgendwo kommen so viele Sammler zusammen und nirgendwo sitzt das Geld so locker wie bei diesem Hochamt der Automobilkultur. Doch zeigt die Bilanz, dass der Trend zum Oldtimer ungebrochen ist.
Zwar registriert der Verband der Automobilindustrie (VDA) eine leichte Abkühlung des überhitzten Marktes und weist für seinen auf 88 gängigen Klassikern basierenden Oldtimer-Index für das vergangene Jahr eine Steigerung aus, die mit 1,4 Prozent unterhalb der Inflationsrate liegt. Aber der Bestand an Fahrzeugen mit H-Kennzeichen – also Autos, die mindestens 30 Jahre alt sind – ist im vergangenen Jahr um 10,9 Prozent auf 477 386 Pkw gestiegen.
Allein in Deutschland schätzt der Dienstleister Classic Car Analytics aus Bochum den Markt auf 16 Milliarden Euro im Jahr, von denen ein Viertel auf echte Oldtimer von mehr als 30 Jahren und drei Viertel auf jüngere Liebhaberfahrzeuge entfallen.
Wer in das Geschäft einsteigen will, müsse allerdings einiges beachten, sagt der auf klassische Fahrzeuge spezialisierte Anlageberater Holger Lüttke aus Kelkheim. Das gelte für die Fahrzeuge, bei denen es vor allem auf den Zustand, die Seltenheit, die Originalität, die Balance zwischen Patina und Restaurierung sowie den Deckungsgrad von Seriennummern und Lackierungen ankomme, genauso wie für die Sammler selbst. «Wer keine Leidenschaft für Oldtimer hat, der sollte auch nicht in klassische Autos investieren», sagt Lüttke. Und technisches Verständnis könne auch nicht schaden.
Die Rendite dagegen solle man besser nicht einplanen. Denn einen garantierten Gewinn gibt es nicht, warnt der Experte – selbst wenn das Angebot endlich ist und die Stückzahlen eines Modells nicht mehr wachsen werden. «Bei anhaltender Nachfrage wird das zu weiteren Preissteigerungen führen», ist Lüttke zwar sicher.
Aber wenn die Nachfrage wie aktuell etwa bei den Vorkriegsfahrzeugen wegbreche, weil es keinen aktiven Nachwuchs gibt, dann könne es auch herbe Enttäuschungen mit der Rendite geben. Wer dieses Risiko minimieren möchte, kann sich auch an ersten Fonds beteiligen, die auf klassische Fahrzeuge fokussiert sind, rät Lüttke.
Natürlich sind alte Autos als Anlageobjekte genau wie Aktien Kursschwankungen ausgesetzt und nicht risikofrei, mahnen die Experten. Doch gegenüber Wertpapieren haben sie einen entscheidenden Vorteil, sagt Dietrich Hatlapa, der mit seiner Hagi-Group Oldtimer in Indizes wie an der Börse beobachtet: Neben der monetären gebe es auch eine emotionale Rendite, die frei von Kursschwankungen sei.
«Wir empfehlen, das Fahrzeug immer nach der persönlichen Neigung auszusuchen. Nur dann kann man auch mit Rendite in Form von Besitzerstolz und Fahrvergnügen rechnen», sagt Hatlapa. «Haltungs-, Reparatur- oder Restaurierungskosten lasten nur auf der monetären Rendite», so der Auto-Analyst. «Die emotionale Rendite ist davon unbenommen und deshalb völlig unabhängig vom Fahrzeugwert.»
Fotocredits: Darin Schnabel,Thomas Geiger,Darin Schnabel,Uli Planz,HAGI,Darin Schnabel
(dpa/tmn)