Stuttgart – Eine Woche über Geld nachzudenken, bringt oft mehr als eine Woche für Geld zu arbeiten. Das sagen erfahrene Finanzplaner. Aber wer macht das im Alltag schon?
Dabei muss man weder Börsenexperte noch Steuerfachmann sein, um Vermögen aufzubauen. Wer ein paar einfache Grundregeln im Blick behält, kann entspannt in die Zukunft sehen. Sieben Punkte, auf die es ankommt:
– Schulden abbauen: Bevor man mit dem Sparen anfängt, sollten generell erstmal die Schulden getilgt werden. Denn die Zinsen für Schulden sind meist höher als die Rendite beim Sparen. Ein Beispiel: Für einen Ratenkredit mit einer Laufzeit von 48 Monaten müssen Verbraucher nach Angaben der FMH-Finanzberatung derzeit im Schnitt 4,48 Prozent Zinsen an die Bank zahlen. Wer sein Geld auf einem Tagesgeldkonto anspart, bekommt laut FMH im Schnitt aber nur 0,10 Prozent Zinsen gutgeschrieben (Stand jeweils: 07.06.18).
– Rücklagen bilden: Wer seine Schulden im Griff hat, kann einen Schritt weitergehen und eine ständig verfügbare Geldreserve aufbauen. Dabei sollte es gelingen, einen Notgroschen anzusparen. «Mit drei Monatsgehältern als Reserve auf einem Tagesgeldkonto können die meisten kurzfristigen Anschaffungen ohne teure Kredite finanziert werden», sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.
– Flexibel bleiben: In jeder Lebensphase sind die Bedürfnisse unterschiedlich. Wer sich früh an langfristige und starre Sparverträge bindet, kann unter Umständen ein Problem bekommen. Denn wer etwa im Job kürzertritt, zum Beispiel um die Kinder zu versorgen, kann sich die teuren Beiträge für den Versicherungsvertrag vielleicht nicht mehr leisten. Wichtig ist es deshalb, auf Anlageformen zu setzen, bei denen die Sparraten auch angepasst werden können.
– Zeithorizont festlegen: Die Zeit spielt bei der Geldanlage eine wichtige Rolle. Denn je mehr Zeit ein Sparer hat, desto mehr Schwankungen kann er vertragen. Die gute Nachricht: Selbst nach schweren Rückschlägen hat sich der weltweite Aktienmarkt immer wieder erholt. Nach einer Berechnung der Stiftung Warentest machten Anleger mit einem ETF auf den MSCI World Index in der Vergangenheit bei einem Anlagezeitraum von 20 Jahren auch im schlechtesten Fall keinen Verlust: Hier lag die beste Rendite bei 16,6 Prozent pro Jahr, die schlechteste bei 3,3 Prozent pro Jahr.
– Kosten im Griff behalten: Auch Geldanlage gibt es nicht umsonst. Von Gebühren für das Konto über Verwaltungskosten für Versicherungsverträge bis hin zu Ausgabeaufschlägen für Fonds reicht die Palette an Kosten. Das Problem: Die Kosten gehen zulasten der Rendite. Verursacht zum Beispiel ein Fonds jedes Jahr zwei Prozent laufende Kosten verursacht, muss er mindestens zwei Prozent Rendite erwirtschaften, um überhaupt den Wert zu behalten.
– Ziele festlegen: Beim Sparen helfen klare Ziele. Wer zum Beispiel in drei Jahren ein neues Auto kaufen möchte, kann auf eine schwankungsarme Sparformen wie ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto setzen. Wer sich um seine Altersvorsorge kümmern will, hat mehr Möglichkeiten. «Der Fokus liegt bei vielen Menschen oft nur darauf, was sie privat tun können, um die gesetzliche Rente aufzustocken», sagt Alexander Siegmund, gerichtlich zugelassener Rentenberater für die betriebliche Altersvorsorge in Köln. «Dabei bietet die betriebliche Altersvorsorge mit den verschiedenen Durchführungswegen und Förderungen lukrative Alternativen».
– Regelmäßige Kontrolle: Ziele und Wünsche ändern sich. Deshalb ist es ratsam, in regelmäßigen Abständen zu prüfen, ob die Strategie zum Vermögensaufbau noch passt. Eine Rolle spielt hier auch die Wertentwicklung der Anlagen. Ein Beispiel: Ein Anleger hat am Anfang 40 Prozent seines Vermögens in Aktien und 60 Prozent in Zinspapiere investiert. Haben sich die Aktien besser entwickelt als die Anleihen, steigt deren Wert. Die Aufteilung liegt dann etwa bei 50 zu 50. Wer dann also einen Teil seiner Aktien verkauft und das Geld in Anleihen investiert, kann das ursprüngliche Verhältnis wieder herstellen.
Literatur: Thomas Hammer: «Geldanlage – Einfache Strategien für ihre Finanzplanung», Verbraucherzentrale NRW 2017, 206 Seiten, 16,90 Euro, ISBN-13: 978-3-86336-081-8
Fotocredits: Christin Klose,Wolfram Scheible,Christin Klose
(dpa/tmn)